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Rhein-Ahr Rundschau:
Zwei weitere Teilabschnitte der "Historischen Straße" vorgestellt
Zusammenspiel von Historie und Ökologie
Von Wolfgang Kirfel
Ahrweiler. Für die Präsentation hatten sich die
Verantwortlichen gestern einen markanten und
geschichtsträchtigen Ort ausgesucht: die römische
Eisenschmelze und Siedlung oberhalb von Ahrweiler.
Vorgestellt wurden dort zwei weitere Teilabschnitte der
"Historischen Straße", der "Eisenweg" und der
"Wacholderweg".
Bei der "Historischen Straße" handelt es sich um ein
Projekt der Landespflege, das die Kreisverwaltung ins
Leben gerufen hat. Beteiligt waren außerdem die Stadt
Bad Neuenahr-Ahrweiler, die Verbandsgemeinden Brohltal
und Altenahr, die Ortsgemeinden Schalkenbach und
Heckenbach sowie die Forstämter Adenau und Ahrweiler.
"Die einzelnen Etappen sollen historisches Wissen und
ökologische Zusammenhänge vermitteln und dies gepaart
mit einem unmittelbaren Naturerlebnis", erläuterte Landrat
Dr. Jürgen Pföhler die Ziele des Projektes. Der Landrat
dankte den Kommunen, den Forstämtern und
Heimatforscher Rudolf Leisen aus Ramersbach, der das Projekt intensiv begleitet hat.
Der "Eisenweg" führt vom Wanderparkplatz an der
Ramersbacher Straße vorbei an der römischen
Eisenschmelze zum "Breiten Kopf", wo in römischer Zeit
das Eisenerz abgebaut wurde. Ein ehemaliger
Basaltsteinbruch, die sogenannte "Alten Mauer", gibt
einen Einblick in die Entstehung von vulkanischen Gesteinen.
Der Weg führt weiter nach Ramersbach zum Gasthof
"Halfenhof", wo es neben der Möglichkeit zur Einkehr auch
Informationen zur Eisenerzverarbeitung in römischer Zeit
gibt. Auf dem Rückweg können die Wanderer dann im
Tiefbachtal Überreste eines römischen Gutshofes (villa
rustica) besichtigen, der bisher noch nicht intensiv archäologisch erforscht wurde.
Die Anlage bestand offensichtlich aus einem mehrräumigen Gebäudekomplex und zwei
Nebengebäuden. Das Hauptgebäude war etwa 32 Meter
lang und 38 Meter breit. Datiert wird sie in die Zeit des 1. bis 4. Jahrhundert.
Die römische Eisenschmelze wurde 1955 von
Waldarbeitern entdeckt und anschließend bis 1965
ausgegraben und zum Teil wieder aufgebaut. Nach einer
Rekonstruktionszeichnung war das gesamte Areal von
etwa 80 mal 120 Metern von einer Mauer umgeben.
Im Südwesten fanden die wesentlichen Ausgrabungen
statt, und dort wurden die Grundrisse von einigen Häusern
freigelegt, die offensichtlich eine Betriebseinheit zur
Eisenverhüttung bildeten. Die Eisenerze im Ahrweiler
Stadtwald wurden an der Oberfläche in sogenannten
Pingen abgebaut und anschließend mit Karren zu den Verhüttungsanlagen transportiert.
Die Weiterverarbeitung erfolgte in Ahrweiler offensichtlich in
sogenannten Schachtöfen mit eingetieften
Schlackengruben. Mit Lehm, Ziegelbruchstücken und
Schamotten wurden feuerfeste Öfen gebaut, die von oben
befüllt und mit Holzkohle befeuert wurden.
Diese Art der Eisenherstellung wird auch am 5. Mai bei der
offiziellen Einweihung des Eisenwegs zu sehen sein. Wie
Klaus Löbner von der Unteren Landespflegebehörde bei der
Kreisverwaltung ausführt, soll an diesem Tag versucht
werden, in zwei Öfen Eisenerz wie zu römischer Zeit zu verhütten.
Der Versuch werde wissenschaftlich betreut von der
Universität Göttingen und der technischen Hochschule
Aachen sowie dem Diplom-Mineralogen Dr. Volker
Reppke. Die Schautafeln an der Ausgrabungsstelle zeigen
aber auch, dass sich hier eine besondere Flora und Fauna erhalten hat.
So sind in den beiden Tümpeln, von denen eine ehemals
die Zisterne der Eisenschmelze war, feuchtigkeitsliebende
Pflanzen wie die Blasensegge oder die Flatterbinse
anzutreffen und seltene Tierarten wie Teich- und Fadenmolch.
Vorgestellt wurde gestern auch der "Wacholderweg" in der
Gemarkung Heckenbach. Er vermittelt detaillierte
Informationen zur Entstehung und ökologischen Bedeutung
von Wacholder- und Zwergstrauchheiden sowie Borstgrasrasen.
Diese Pflanzen prägten noch bis in das 19. Jahrhundert
hinein entscheidend das Bild der Eifel. Der dritte
thematische Wanderweg, der "Köhler- und Loheweg" in
Schalkenbach, war bereits im vergangenen Jahr eröffnet
worden. Alle drei Routen verlaufen zum Teil auf alten Handelswegen.
Einen Überblick über die "Historische Straße" gibt eine 53
Seiten starke Broschüre, die kostenlos bei der
Kreisverwaltung, den Verbandsgemeinden Brohltal und
Altenahr, der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler und
dem Touristik-Service in Bad Neuenahr zu haben ist.
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